Aus dem Outdoor- Fotografenleben: Das erste „gute“ Bild
Wann hast du angefangen zu fotografieren? Ist wohl eine der häufigsten Fragen, die Foto-Einsteiger haben. Wir bei Mountain Moments haben beide um 2007/2008 angefangen zu fotografieren. Natürlich hat man auch mal einen Fotokurs in der Schule besucht, dieser Zeitpunkt ist jedoch eher treffend. Hier haben wir die ersten Spiegelreflexkameras uns zugelegt.
Mein erstes “gutes” Bild ist im Winter 2009 entstanden. Bei einer – wie üblich – übermotivierten Neuschnee-Jagd von Mainz über Freiburg, und die Zentralschweiz bis ins Wallis (Schweiz). Hoffen, dass dort der Tunnel Richtung Aostatal aufmacht, und dann die erste Gondel zur Punta Helbronner erwischen, das war das Ziel.
Mit dabei war Uli, ein noch verrückterer Powderjäger, der zu der Zeit an seinem Doktorat in Brüssel arbeitete und Björn, Selbstständiger Berater aus der Zentralschweiz. Kennengelernt haben wir uns über dieses Internet, ja das ging auch schon vor Grindr, Tinder und Facebook. An einigen Flecken tauschte man sich aus – viel Informationen gab es damals noch nicht verfügbar. Uli war dafür bekannt und gefürchtet, jede kleinste Detailinfo durch mitunter stundenlange Telefonate mit Liftangestellten, Pistenchefs und der Lawinenkommission herauszukitzeln. Sorry dafür
Der Plan war die erste Gondel morgens zu nehmen. Wir wollten nach all den Strapazen doch als erste den Toula-Gletscher befahren. Da die oberste Sektion der Gondel nur rund 8 Leute fasst, heißt das früh dran sein und Firstline-Garantie, wenn man es geschafft hat.
Natürlich ist Italien Italien. Nichts geht ohne Verspätung und natürlich gibt es als Wartebereich eine wunderbar geführte Cafebar direkt nebenan. Danke Luisa!
Erste Gondel geschafft, auch wenn das erst um 10 Uhr war, oben angekommen und natürlich waren wir die ersten. Der erste zu sein bedeutet hier aber auch einige hundert Meter durch tiefen Schnee zu spuren – mit Ski noch machbar, mit einem Snowboarder dabei , der bei jedem Schritt bis zur Hüfte im Neuschnee versinkt – nunja, sagen wir: wir Skifahrer haben geduldig gewartet .
Die zweite Gondel hat uns logischerweise eingeholt. Drei Bekannte aus Köln, Freiburg und vom Bodensee. Brüderlich teilen wir uns gemeinsam die ersten Spuren. Das Licht ist durch diffuse Wolken immer wieder recht spannend.
Ein Meister ist noch selten vom Himmel gefallen. (doofes Sprichwort mit viel Wahrheitsgehalt)
Auf einem Eishügel bleibe ich stehen und sehe, wie sich die wunderbare Aussicht auf Courmayeur und die nebenliegende Schneewand harmonisch in ein Bild fügen. Ich dirigiere Björn ungefähr in die Richtung, wo und wie er fahren soll und seinen Schwung setzen. Natürlich klappt wieder nicht alles, wie man sich das ausgedacht hat – die typische Schwierigkeit bei der Outdoorfotografie und insbesondere beim Fotografieren im Schnee (es sieht einfach alles gleich aus).
Am nächsten Hügel muss Björn gleich noch einmal ran. „Hau dich richtig rein, wenn die Ski rauskommen wäre top“, sage ich ihm. Mit der klassischen Schneeballtaktik funktioniert auch das ganz wunderbar. Netter Nebeneffekt: Die Ski haben wir im Sommer davor selbst designt und bei einer Handschmiede in den USA fertigen lassen (damals gab es keine modernen Skimodelle aus Europa).
Natürlich kostet fotografieren im Schnee Zeit. Die fehlt uns nun. Der Toula-Gletscher ist relativ südseitig orientiert, daher wird hier der Schnee relativ schnell „gebacken“: Aus Pulvrigem Neuschnee wird binnen wenigen Stunden Matschepampe.
Wir versuchen noch eine zweite Abfahrt, läuft, wird unten aber schon deutlich nerviger zu fahren. Die dritte Abfahrt wird dann auch schon die letzte gewesen sein. Ein bisschen weiter in eher nordseitigen Hängen finden wir noch etwas guten Schnee, beschließen aber es damit bewenden zu lassen.
Herausgekommen ist fotografisch das erste Bild von mir, das mir selbst auch gefällt. Der einsame Skifahrer durschneidet das weiße Schneelaken vor ihm. Der Blick schweift bis ins Aostatal und Courmayer. Die Stadt bietet den Kontrast zur Natur, die recht klare Unterscheidung zwischen hellem Schnee und dunklen Schattenbereichen im Tal verdeutlicht dies. Der Bergflanke links zeigt in Kombination mit dem Skifahrer die schiere Größe der Landschaft und ihre Bedrohlichkeit und führt den Blick. Der Linksschwung des Skifahrers gibt ihr gefühlt etwas Halt auch wenn sie dies sicherlich nicht braucht, sondern eher der Skifahrer .
Das Bild bezeichne ich als mein erstes gelungenes Bild. Knapp 2 Jahre nach Kauf der ersten Spiegelreflexkamera. Dazwischen fand viel Bildung in Eigenregie und Try+Error statt. EIn Meister ist schließlich selten vom Himmel gefallen. Spaß machte damals – und macht weiterhin – das stete arbeiten und probieren. Neues entdecken und ausprobieren und das was gefällt ausbauen und vertiefen.
Achso, selbst skifahren war man natürlich auch. Danke für das Bild, Björn.
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