Sicher Bergtour planen: Wie du selbstbewusst und sicher deine Wanderungen planst

Eine Bergtgour zu planen ist für erfahrene Wanderer eine leichte Angelegenheit. Damit auch du als Anfänger und Einsteiger schnell, leicht und dennoch sicher und selbstbewusst eine Tour planen kannst, haben wir dir den Planungsprozess in 6 einfache Schritte unterteilt.

Eine detaillierte Auseinandersetzung mit der bevorstehenden Tour ist der erste und wichtigste Schritt. Nimm dir ausreichend Zeit, um die Strecke zu studieren und mögliche Risiken  zu identifizieren. Dazu gehören auch Wetterbedingungen und  gegebenenfalls die aktuellen Bedingungen auf der Route. Informiere dich über die Topografie der Region und stelle sicher, dass du über die richtige Ausrüstung verfügst.

Über den Autor

Ich bin Marius, Gründer von Mountain Moments, Outdoor-Fotograf und Bergliebhaber aus Leidenschaft! Lerne das Mountain Moments Team kennen und lies unsere Tipps, Tricks und Foto-Abenteuergeschichten im Blog.

Wie sieht eine gute Tourenplanung einer Bergtour aus?

Erfahrene Bergfexe muss man nicht nach ihrer Tourenplanung fragen, klar. Da läuft alles wie am Schnürchen. Wir sehen aber auch immer wieder unbedarfte Einsteiger, die an schwierigen Stellen dann in Bedrängnis kommen. Steile Abhänge, konditionelle Limits und das klassische Verlaufen sieht man fast täglich auf beliebten Routen.

Damit du sicher, selbst bewusst und schnell deine Traumtouren eigenständig planen kannst, solltest du folgende 6 Grundsteine beherreschen. Sie sind integraler Teil einer erfolgreichen Tourenplanung:

1. Route ausarbeiten

Topografische Karten sind der Standard in der Planung von Bergtouren aller Art. Hier siehst du alle wichtigen Infos direkt – du musst allerdings lernen, die Karten richtig zu Lesen. Hier die weltbesten Karten der Eidgenossen. Zoombar und gratis nutzbar für die Schweiz.

Wenn du eine Bergtour planst, solltest du als erstes die Route ausarbeiten. Besorg dir dazu am besten eine gute topografische Karte und einen Wanderguide für die Region, in die du gehen möchtest.

Achte besonders auf mögliche Schlüsselstellen wie Passübergänge, steile Rinnen oder Passagen mit Absturzgefahr.

Es ist auch wichtig, dass du vorab deine Kondition und Bergerfahrung einschätzt.

Eine Sache, auf die du achten solltest, sind Wege, die in nordseitigen Hängen verlaufen. Diese sind im Frühsommer oft noch mit Schnee bedeckt und stellen ein nicht zu unterschätzendes Absturzrisiko dar. Also sei hier besonders vorsichtig.

Die topografischen Karten der Eidgenossen zählen als die besten der Welt. Das Online Tool ist vollkommen gratis und auch wir nutzen dies zu jeder Tour.

Es gibt auch für andere Regionen offizielle Karten, die frei verfügbar sind (z.b. Bayernatlas, Austrian Map). die Nutzerfreundlichkeit ist hierzu aber jeweils nicht wirklich empfehlenswert.

2. Wegzeit berechnen

Die Faktoren Höhenmeter und Länge der Tour sind entscheidend dafür, wie lange deine Tour dauert. Für 300 Höhenmeter oder 4 Kilometer Entfernung brauchst du jeweils 1 Stunde. Wenn du erfahrener und fitter bist, kannst du deine Werte individuell anpassen.

Bei einer normalen Wandertour sind hauptsächlich die Faktoren Höhenmeter und Länge der Tour entscheidend.

Das Berechnungsmodell der alpinen Vereine und der meisten touristischen Regionen in den Alpen geht davon aus, dass ein Bergwanderer in einer Stunde durchschnittlich 300 Höhenmeter im Aufstieg, 500 Höhenmeter im Abstieg und 4 km in der Ebene bewältigt. 

  • Basierend darauf wird die Gehzeit wie folgt ermittelt:
  • Zeit für horizontale Entfernung – und vertikale Entfernung berechnen
  • Den kleineren der beiden Werte halbieren
  • Den halbierten Wert zum größeren Wert addieren

Ein Beispiel: Laut Karte sind es vom Parkplatz zum Gipfel 800 Höhenmeter und 4 km Strecke. Mit unserer Formel kommen wir auf:

  • 4 km / 4 km Horizontaldistanz = 1 Stunden
  • 800 hm / 300 hm Vertikaldistanz = 2,7 Stunden
  • Also rechnen wir: 2,7 Stunden + 50 % von 1 Stunde =3 Stunden 15 Minuten reine Gehzeit
  • Wir addieren eine halbe Stunde Pause 

Unsere Tour ist also in Summe ca. 3 Stunden 45 Minuten lang

Für den Abstieg ziehen wir in etwa ein Drittel der benötigten Aufstiegszeit ab.

Unsere Tour dauert damit zirka 6 Stunden plus Gipfelrast. Besonders wer gerne Bilder macht, kann hier noch eine halbe Stunde obendrauf rechnen.

Generell sollten wir unsere Wanderung immer mit genügend Puffer planen. Wer spät dran ist, der sollte eine Stirnlampe dabei haben, oder zur Not genügend Restakku im Smartphone.

3. Wetterbericht lesen

In den Bergen solltest du immer das Wetter im Blick behalten. Regen und Nebel können nicht nur unangenehm, sondern auch gefährlich sein. Nasse Wege und Grashänge erhöhen das Absturzrisiko immens.

Besonders kritisch wird es, wenn plötzlich eine Kaltfront aufzieht. Die Temperaturen können dann rapide sinken und dich ohne passende Winterausrüstung in eine lebensbedrohliche Lage bringen.

Auch ein starkes Sommergewitter ist in den Alpen keine Seltenheit.

Deshalb solltest du bei zweifelhafter Wetterlage immer eine Tour planen, bei der du notfalls abbrechen kannst und genug Zeitreserven einplanst.

Auch die Sonnenstrahlung darf nicht unterschätzt werden, gerade in höheren Lagen. Die Sonne wirkt dort noch stärker und kann schnell zu Sonnenbrand und Sonnenstich führen. Also denk daran, dich ausreichend zu schützen!

Wetterbericht verstehen: Gerade in den Bergen sind die automatischen Wettermodelle oftmals noch nicht gut zuverlässig. Die Österreichische ZAMG und die eidgenässische Meteoschweiz sind verlässliche Quellen – hier sitzen echte Experten und analysieren und interpretieren die automatischen Daten und lassen ihre Erfahrung mit einfliessen.

Wetterbericht Österreich: https://www.zamg.ac.at/cms/de/aktuell 

Wetterbericht Schweiz: https://www.meteoschweiz.admin.ch 

4. Richtige Ausrüstung einpacken

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Je nach Sportart und Tour brauchst du in den Alpen ganz unterschiedliche Ausrüstung. Die Basics zum Wandern sind gut eingelaufene Schuhe, ein Rucksack, Verpflegung, ausreichend warme Bekleidung und ein Notfall-Set.

Das Wichtigste ist anständiges Schuhwerk. Eine gute Sohle sorgt für den nötigen Grip und lässt uns auch auf weichem Untergrund nicht im Stich. 

Ein Rucksack natürlich, um alles zu Transportieren

1-2L Wasser

Verpflegung

Erste-Hilfe Paket

Stirnlampe

Wechselkleidung

Warme Schicht

Regenjacke

Mountain Moments Tipp: Dein Schuhwerk muss gut eingelaufen sein. Wer mit nagelneuen Schuhen am Berg sich einläuft, der wird mit an sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit mit Blasen die Tour beenden – oder muss die Tour gar abbrechen.

5. Alternativen einplanen

Bei einer Bergtour kann es oft anders kommen, als man denkt. Ein vereister Wegabschnitt, ein plötzliches Gewitter oder ein Mitwanderer, dem die Kräfte schwinden – es gibt viele Szenarien, die eine Abänderung des ursprünglichen Plans erforderlich machen können.

Wenn du dir zu Hause schon mögliche Umkehrpunkte und Alternativvarianten überlegt hast, kannst du flexibler reagieren und die Tour retten.

Im Ernstfall kann es auch sehr hilfreich sein, eine Liste mit den wichtigsten Telefonnummern der Hütten auf der Etappe und den für die Region passenden Notrufnummern dabei zu haben.

Eine lockere Tourenbesprechung am Vorabend bringt alle im Team auf den aktuellen Stand und sorgt dafür, dass der Plan fixiert ist. Hierbei solltest du auch nicht davor zurückschrecken, noch einmal die Stärken und Schwächen der einzelnen Teammitglieder sowie die Gefahrenstellen anzusprechen. So seid ihr bestens vorbereitet und könnt die Tour sicher genießen.

Wechselhaftes Wetter, Wetterumschwung, Wind, Schneefall und viele andere Dinge können jeden Plan – sei er auch noch so gut – zunichte machen. Die meisten Unglücke in den Bergen passieren, wenn mehrere Faktoren nicht nach Plan verlaufen und Folgefehler gemacht werden. Im Vorfeld alternative Pläne mitzudenken ist daher wichtig. Und diese mit der Gruppe vor Ort bei der Wanderung zu besprechen und den Plan laufend zu aktualisieren. Auf dieser Wanderung kam eine plötzliche Schlechtwetterfront. Wir waren zwar mit Bekleidung und Ausrüstung gut vorbereitet, aber haben nach kurzer Wartezeit und Besprechung entschlossen hier umzudrehen.

6. Vor Ort während der Bergwanderung

Aktualisiere „Deinen Plan“ laufend! Deine Aufmerksamkeit und eine nüchterne Wahrnehmung sind zu jeder Zeit notwendig! Die meisten alpinen Unfälle passieren durch eine Aneinanderreihung von offensichtlichen, ungünstigen Faktoren. 

Es empfiehlt sich stets die Augen offen und sensibel für  Veränderungen zu sein. Es lohnt sich immer wieder die Prognose und Zeit abzugleichen. Gibt es Anzeichen von Schwäche? Wie sind die  Wegverhältnisse? usw.

Eine lockere Touren Besprechung am Vorabend  bringt alle im Team auf den aktuellen Stand und fixiert den „Plan“. Man  sollte sich an dieser Stelle auch nicht scheuen, noch einmal die  jeweiligen Stärken und Schwächen der einzelnen Teammitglieder, sowie die  Gefahrenstellen anzusprechen!

Das Wetter ist wie es ist… Trotzdem  solltest Du noch einmal den aktuellen Wetterbericht einholen. Der  DAV-Wetterbericht Innsbruck ist hier eine Top Adresse. Beobachte das  Wetter im Tagesverlauf.

Tipp: Bei für dich schwierigen Routen: Sprich mit den „Locals“, Bergwanderführern und  Hüttenwirten – sie können Dir oft wertvolle Informationen über aktuelle  Weg- und Wetterverhältnisse geben!

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