Wie ein Coverbild entsteht – Interview mit Fotograf Florian Kolbe
Wie entsteht eigentlich ein Coverbild für ein Buch oder Outdoor-Magazin? Fotograf Florian Kolbe im Interview über seinen Covershot in unseren neuen Buch und seine Herangehensweise an die Bergfotografie.
Im Interview erfährst du auch, warum ist das eigentlich „bessere Bild“ nicht auf das Cover gekommen ist.
Über den Autor
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Mountain Moments: Erstmal herzlichen Glückwunsch zu deinem Bild das es auf das Cover unseres Deutschen Alpen Wanderbuchs geschafft hat. Wie fühlt es sich an das eigene Bild auf einem Cover zu sehen?
Florian Kolbe: Das ist schon ein cooles und schönes Gefühl, dass ich sicherlich nicht alle Tage haben werde. Es freut mich, dass mein Bild bei der Community so gut ankam und es aufs Cover geschafft hat.
MM: Wie ist dein Coverbild entstanden? Warst du einmal dort oder ist mehr Planung in das Foto geflossen? Nimm uns doch auf die Wanderung zur Tegernseer Hütte mit.
Florian: Das Bild ist an einem Morgen Anfang Oktober entstanden. Planung in das Foto an sich ist nicht wirklich eingeflossen, eher in die Wanderung.
Ich war schon öfters an der Tegernseer Hütte und kenne daher die fotografisch interessanten Blickwinkel. Das Bild so wie es am Cover erscheint ist ein klassischer Spot für einen Sonnenaufgang.
Das Wetter sah für diesen Sonntagmorgen gut aus. Also habe ich am Vorabend meinen Fotorucksack gepackt und bin in der Dunkelheit zur Hütte gewandert. Es hat sich gelohnt ;).
Warum es das „schlechtere Bild“ aufs Cover geschafft hat und warum das „bessere Bild“ der Tegernseer Hütte ein anderes ist.
Florian hatte uns eigentlich zuerst ein anderes Bild für diesen Spot geschickt – eigentlich das schönere, „bessere“ Bild: Etwas mehr Wolken, mehr Vordergrund, etwas dramatischeres Licht – eigentlich das schönere und harmonischere Bild. Die Farbkontraste sind hier höher, der Himmel spannender, der Farbverlauf harmonischer und die Farben allgemein etwas ansprechender.
Doch ein Cover und generell in der Arbeit mit Magazinen und Druckartikel mit Grafikelemente ist das „beste“ Bild nicht immer das passendste. In diesem Fall und für unseren Stil bei Mountain Moments – und um diesen konstant zu halten – ist ein heller oberer Bildteil generell von Vorteil.
Auch ist der Titelschriftzug relativ mächtig. So haben wir uns für das eigentlich „schlechtere Bild“ entschieden. Es wirkt in Kombination mit den grafischen Elementen einfach deutlich besser.
Wenn du mit dem Lineal nachmisst, wirst du feststellen, fast die Hälfte des Bildes im Buchcover ist „Himmel“. Hier passiert relativ wenig – was genau in unseren Fall gesucht war –so stellt sich die Titelschrift deutlich heraus, ohne etwas am Bild verändern zu müssen.
Das ausgewählte Titelbild hatte beides: einen farblich zwar netten, aber auch langweiligen, durchweg hellen Himmel. Das im Normalfall „bessere Bild“ hat wie so oft in der Landschaftsfotografie etwa 1/3 nur Himmel und dabei noch spannende Wolken oder Farbverlauf.
MM: Die beliebte Technikfrage: Wie hast du das Bild letztlich aus fototechnischer Sicht aufgenommen?
Florian: Das Bild ist mit meiner Nikon Z6 und dem Nikon Z 24-70 f/4 Objektiv entstanden. Da ich früher mit Fuji und sehr viel mit einem 23mm Objektiv fotografiert habe, bin ich stark an eine Brennweite von 35mm gewöhnt (Anmerkung:; Die Z6 ist eine Kamera mit Vollformat Sensor – die Brennweite entspricht etwa 24mm bei dem kleineren Sensor der verwendeten Fuji Kamera).
Zudem gefällt mir diese Brennweite sehr gut. Also habe ich das Bild mit 34mm Brennweite bei Blende f/4 aufgenommen. Ich persönlich mag einen eher soften bzw. weichen Look und fotografiere daher oft mit Offenblende bzw. weit geöffneter Blende.
MM: Du wohnst in Bayern und hast damit „Heimvorteil“ und kennst dich in den Bergen gut aus. Aber jeder hat mal irgendwo angefangen. Was würdest du Leuten für einen solche Wanderung raten, um ein gutes Bild zu erstellen?
Florian: Eine gute Recherche ist für ein gutes Bild das A und O. Mit einer kurzen Suche auf Google findet man schon viele Infos über die Tour und den Fotospot. Auch Instagram kann dabei hilfreich sein.
Da ich oft zum Sonnenaufgang unterwegs bin, schaue mir auch oft die Wettervorhersage an und in welcher Richtung die Sonne aufgehen wird. Mit etwas Glück gibt es auch eine Webcam in der Nähe. Damit lassen sich die Bedingungen zur bestimmten Tages- und Jahreszeiten gut abschätzen. Etwas Glück ist aber auch immer mit dabei.
MM: Die Tegernseer Hütte ist ein recht bekannter Fotospot. Wie siehst du die Diskussion, dass viele zu den bekannten „Insta-Hotspots“ reisen und dort den berühmten Insta-Shot machen?
Florian: Ich habe es selbst oft genug gemacht und bin zu „Insta-Hotspots“ gefahren z.B. an den Eibsee, Geroldsee, auf die Seiser Alm oder an die Saxer Lücke.
In meinem Fall stand zwar eher das fotografischem Interesse im Vordergrund, dennoch hatte ich oft den Post auf Instagram im Hinterkopf. Das war vor circa 2-3 Jahren und ich bin damals auch recht stark auf Instagram gewachsen. Das steigert natürlich das Interesse an den Hotspots.
Es sind auch einfach schöne Orte. Nur leider nehmen viele Leute nicht war, dass sie sich in der Natur oder sogar im alpinen Gelände bewegen. Dort trägt man Verantwortung für sich und die Umgebung in der man sich bewegt. Ich denke es liegt an jedem einzelnen dieses Bewusstsein zu wecken und auf entsprechende Regeln oder Gefahren hinzuweisen. Der Aufstieg zur Tegernseer Hütte ist in meinen Augen recht anspruchsvoll und teilweise gibt es je nach Route Passagen die Trittsicherheit erfordern. Am Geroldsee sind die Wiesen rund um die Hütten beispielsweise durch die Hegezeit geschützt und sollten zwischen April und Ende September nicht betreten werden. Ich habe davon auch erst vor einiger Zeit erfahren. Es liegt an mir die Leute auf solche Sachen hinzuweisen.
Mittlerweile habe ich mich vom Ziel einen Insta-Shot zu machen gelöst. Ich will einfach neue Orte entdecken und schöne Stimmungen festhalten. Wenn mir die Fotos gefallen und ich Glück mit den Bedingungen hatte, teile ich sie auch gern auf Instagram.
Über den Fotografen Florian Kolbe
Florian: Mich fasziniert die Landschaftsfotografie seit vielen Jahren. Seien die eher flachen bis hügeligen Regionen um meine Heimatstadt Magdeburg oder die rauen und schroffen Gipfel der Alpen nahe meiner Wahlheimat München. Ich will Momente einfangen und sie so teilen, wie ich sie gesehen und erfahren habe.
Wohnort, Jahrgang: München (ursprüngl. aus Magdeburg), 1987
Kamera und Objektive: Nikon Z6, Nikon 24-70 f4, Nikon 70-200 f4, Sigma 24mm f1.4
Lieblingsobjektiv: Nikon 70-200 f4
Lieblingstour in den Deutschen Alpen: Wallberg am Tegernsee
Website / Insta: www.f11photografie.com / @florian.kolbe
MM: Was bedeuten Berge und Fotografie für dich?
Florian: Berge und Fotografie bedeuten für mich Freiheit, Entspannung und Genugtuung. Meist bin ich weit vor Sonnenaufgang unterwegs. Das Gefühl die ersten Sonnenstrahlen an einem kalten Morgen am Gipfel zu erleben, ist einfach unvergleichlich. Es macht jede Anstrengung des Aufstiegs und die Müdigkeit vergessen. Diese Ruhe in der Natur und in den Bergen gibt mir sehr viel Kraft.
MM: Welches war dein eindrücklichstes Bergabenteuer und warum war es so besonders, was hast du davon mitgenommen?
Florian: Das war in der Schweiz am Seealpsee und der Saxer Lücke. Mein Begleiter und ich sind nach dem Sonnenaufgang vom See noch hoch zur Saxer Lücke gewandert. Ich war damals noch recht unerfahren und untrainiert, dennoch haben wir es geschafft die fordernden tausend Höhenmeter zu überwinden. Das war meine erste lange Bergtour und unglaublich anstrengend – aber zugleich mindestens ebenso lohnend und mein Start in die Bergfotografie.
MM: Deine Bilder werden vielfach auf Instagram geclickt und auch in unserem Wander- und Fotobuch Deutsche Alpen sind wir nicht ohne Bilder von dir ausgekommen :). Was ist dir bei denen Fotografien wichtig und was möchtest du mit deinen Bildern ausdrücken?
Florian: Ich möchte mit meinen Bildern einfach kleine oder große Momente festhalten und teilen, egal ob es ein spektakulärer Sonnenaufgang, ein Gipfel der aus Nebel ragt oder ein überwältigender Sternenhimmel ist. Meine Bilder sollen echt sein und den Moment zeigen.Ich bearbeite meine Bilder so, dass sie den Moment zeigen, den ich gesehen habe. Ich manipuliere daher fast nie etwas in Photoshop und wenn doch kommuniziere ich es direkt. In letzter Zeit stehen dann noch ein paar Gedanken, die ich mit den Bildern assoziiere in der Caption.
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