Fotoabenteuertrip in Island – Maximilian Lehrke
Maximilian Lehrke ist Fotograf aus Köln und befindet sich aktuell auf einem Fotoabenteuer in Island. Dort hat er nicht nur die atemberaubende Landschaft Islands vor der Linse, sondern aktuell auch den brodelnden Vulkan Fagradalsfjall (30 Kilometer entfernt von Reykjavik) in greifbarer Nähe. Seine Fotostrecke zeigt beeindruckende Aufnahmen und Luftaufnahmen von der fließenden Lava sowie den Vulkan.
Mountain Moments: Wie ist das Reisen nach Island derzeit? Was musstest du bei der Reiseplanung beachten?
Maximilian: Die Regierung hat ein gutes Konzept entwickelt, wie es bei Touristen mit Covid-19 umgeht. Vor der Einreise ist man verpflichtet, einen negativen englischen oder isländischen PCR-Test im Gepäck mit dabei zu haben, der nicht älter als 72-Stunden sein darf. Bei Ankunft wird noch vor der Gepäckausgabe ein weiterer Abstrich vorgenommen. Im Anschluss geht es für 5-Tage in Quarantäne. Getreckt wird das ganze mit einer isländischen Covid-19 App, die man vor Verlassen des Airports vorweisen musst. Nach der Quarantäne folgt letztlich ein dritter und letzter Test. Ist dieser ebenfalls negativ, hast du die Erlaubnis, dich frei im Land zu bewegen.
MM: Du hast offenbar den perfekten Riecher gehabt und hast nun eher seltene Event eines Vulkanausbruchs in unmittelbarer Nähe. Deine Reisepläne sind doch nun erstmal durcheinandergewirbelt. Die Sozialen Medien sind voll von Fotografen, die nun nach Island fliegen. Wie kam es dazu, dass ihr so schnell einen Heli-Flug ergattern konntet?
Maximilian: Wahnsinn, damit hätten wir selber nicht gerechnet. Man liebäugelt ja damit, dass es passiert, wenn man fliegt und sah noch einige schmunzelnde Gesichter in der Heimat, als man davon „träumte“. Doch tatsächlich brach der Fagradalsfjall Abend des 18.03.21 nach der erfolgreichen Quarantäne aus. Noch in der Nacht Nordlichter gejagt und dem eigentlichen Plan, eine Umrundung der Insel zu packen, warfen wir diesen Plan unmittelbar über Bord. Sofort machen wir uns am frühen Morgen des 19.03.21 dran, Helikopterunternehmen zu kontaktieren.
Da die Wartelisten bereits in schwindelerregender Höhe waren, handelten wir wie bei einer Auktion „Wer am meisten bietet erhält den Zuschlag“ und so versprachen wir zusätzlichen Bild-Content, zeigten als Referenzwerte unsere Homepages sowie unser Instagram. Nach mehreren Minuten Bangen und Hoffen erhielten wir nach einer dortigen internen Besprechung den Zuschlag für den Abend. Was für eine Erleichterung.
Sofort stieg die Aufregung! Auf zur Hauptstadt, 500km zurück vom Norden in den Süd-Westen. Doch unser Abenteuer musste noch etwas warten, da Regen und Nebel einen Flug am selbigen Abend unmöglich machte. So ging es dann mit wenig Schlaf und schnellem Herzschlag am Folgemorgen auf zum Privatgelände in Sellfoss (circa eine Stunde von Reykjavik entfernt), da der nationale Airport auch am nächsten Morgen gesperrt war, jedoch von der Privatlocation eine wetterbedingt bessere Route geflogen werden konnte….und dann hob der Vogel mit drei verrückten und mehr als bereiten Fotografen in die Luft ab…
MM: Deine Luftaufnahmen und Kurzvideos von deinem Heli-Flug sind atemberaubend. Lass uns an diesem Erlebnis teilhaben. War es so gut, wie man es sich erträumt?
Maximilian: Vielen Dank für das Lob. Die Videosequenz war ja „nur“ eine halbe Minute. Stellt euch vor, du hast 10-12 Minuten in der Luft und kannst durch die Landung am Kraterrand den Vulkan für 90 Minuten aus nächster Nähe sehen – das war mehr als atemberaubend und das realisiert man auch erst eine Stunden nach diesem unbezahlbaren Erlebnis.
Die Hitze, die fließende Lava, das Geräusch das Prodelns. Man fühlt sich ein wenig in die Szenerie von Frodo Beutlin hineinversetzt, als er Mordor betrat – und er hat es ja auch erst wesentlich später realisiert, wo er sich dort bewegte („lach“).
Abenteuer-Fototrip nach Island
MM: Hattest du keine Angst dem Vulkan so nahe zu kommen?
Maximilian: Ich glaube Angst wäre die falsche Definition. Denn wenn man Angst vor etwas hat, sollte man auf seinen Instinkt vertrauen und das geplante Risiko nicht eingehen. Ich bin davon überzeugt, dass man stets Respekt vor unserer Natur haben sollte, so wie auch vor diesem aktiven Vulkan. Wichtig ist es, auf die örtlichen Experten zu hören und sich stets über die Bedingungen, vor allem wegen der austretenden Gase zu informieren.
Natürlich war der Adrenalinspiegel extrem hoch, die Nacht habe ich fast kein Auge zugedrückt. Und während man am Vulkan war, konnte ich genau verstehen wieso!
MM: Was sagst du zu Stimmen, die Reisenden derzeit auf Grund des Risikos Egoismus vorwerfen?
Maximilian: Ich persönlich bin der Meinung, dass jede Sichtweise grundsätzlich keine Falsche ist und respektiere die Einstellung Dritter. Dennoch hat Island ein Konzept entwickelt, welches man auch erstmal akzeptieren muss. Die Hürde, 3 PCR-Tests innerhalb einer Woche vornehmen zu lassen, sehe ich als extrem herausfordernd aber eben sicher an. So kann trotz dieser schweren Zeiten durchaus sicher gereist werden.
Wenn Dritte diese Hürde nicht auf sich nehmen wollen, ist das völlig in Ordnung. Island ist derzeit das einzige Land in Europa, welches kein Risikogebiet ist und das liegt sicherlich auch an den Einreisebestimmungen.
MM: Wie ist dein Eindruck von Island für Bergfotografen? Würdest du anderen eher die Instashots oder Bergtouren empfehlen?
Maximilian: Ich denke, dass ein guter Mix aus beiden das Empfehlenswerteste ist. Die „Instashots“ sind ja letztlich auch an Locations, die einfach ikonisch und extrem beeindruckend sind. Grundsätzlich kann ich es verstehen, dass man durch viele Bilder von einem Spot gesättigt ist. Dennoch ist das Erlebnis zur aktuellen Zeit nochmal ein ganz anderes als vor vier Jahren bei meiner ersten Islandreise, da man derzeit an nahezu jedem Spot die Natur ohne Reisegruppen und einer generellen Schar an Menschen bestaunen kann. Man riecht die frische Luft, atmet tief ein und kann ganz für sich den Geräuschen der Natur verfallen.
Für Bergfotografen kann das morgendliche und abendliche Licht toll sein, wenn die ersten Spitzen angestrahlt werden. Im Sommer empfehlen sich die Touren ins Hochland, wo man nochmal auf eine völlig andere Welt unserer so einzigartigen Natur trifft.
MM: Deine Bilder werden vielfach auf Instagram geclickt und auch in unserem Wander- und Fotobuch Dolomiten sind wir nicht ohne Bilder von dir ausgekommen :). Was ist dir bei denen Fotografien wichtig und was möchtest du mit deinen Bildern ausdrücken?
Maximilian: Auch hier freut es mich total, dass meine Bilder den Lesern des Fotobuches über die Dolomiten die Natur etwas näher gebracht zu haben. Mit meinen Bildern und Videos versuche ich, dieses – vielleicht wertvollste – Gut den Menschen ein Stück weit näher zu bringen. Sie für Landschaften und Wildtiere zu begeistern aber auch zu sensibilisieren.
Dabei ist mir das Thema Nachhaltigkeit ein hohes Anliegen. Letztlich wird unsere Welt jede Sekunde lang von Menschenhand zerstört, dabei gilt es sie zu schützen. Ob es die gerodeten Wälder sind oder der Klimawandel, der auch auf Island und deren Gletscher einmal mehr deutlich wird. Ein jeder kann etwas bewusster mit der Natur umgehen. Letztlich versuche ich durch meine Fotografie die Menschen positiv emotional abzuholen, indem ich euch die noch vorhandene Schönheit unsere Erde zeige und so vielleicht einen Teil an Aufmerksamkeit für ein bewussteres und naturfreundliches Leben erzeuge.
MM: Wenn du etwas ändern könntest am Foto- und Instatourismus, was wäre das?
Maximilian: Die Welt ist im stetigen Wandel. Social Media ist längst ein fester Bestandteil unserer Gesellschaft und ich glaube, dass die Dynamik noch weitreichende Folgen haben wird, als bislang erkennbar. Wenn ich etwas ändern könnte würde ich zumindest am Kleidungsequipment der „Instagramer“ ändern, die in unpassender Montur beispielsweise auf Berge oder an Klippen gehen, jedoch eigentlich auch eine Vorbildfunktion für so viele Follower sind. Denn so wird aus meiner Sicht ein falscher Grad der Schwierigkeit vermittelt, der für viele Nachahmer gefährlich enden könnte.
Auch setzt sich meiner Meinung nach dann folglich bei vielen die Vorstellung ein, dass Fotos in Wanderhose und passenden Schuhen nicht so stilvoll sind wie in feinen Sneakers und Chino-Hosen. Hier fände ich es wichtig, dass große Accounts mehr Aufklärung betreiben, wie und mit welchen Equipment man auf Wanderungen gehen sollte, bevor man sich für das Foto am Spot umzieht.
Über den Fotografen
Maximilian Lehrke
Mountain MomentsMaximilian ist der jüngere von zwei Brüdern und trotzdem Zwilling, landschafts- und outdoorverrückt, Content Creator, immer auf der Jagd nach schönen Motiven und manchmal auch ein wenig süß zu seiner Freundin Farina.
Homepage: www.maximilianlehrke.com
Instagram: www.instagram.com/maximilian.lehrke/