Fotokritik: Machu Picchu Panorama
Die Bergruine Machu Picchu ist die mit Abstand wichtigste touristische Attraktion in Südamerika. Um die erstaunlich gut erhaltenen Ruinen der Inka-Kultur reihen sich viele Mythen und Sagen. In diesem Blogbeitrag soll das klassische Motiv Machu Picchu Panorama mit einer veralteten Ausrüstung und schwierigen Lichtbedingungen diskutiert werden.
Fotobedingungen Machu Picchu Panorama
Anreise: Von Cuzco geht es per Zug nach Aquas Calientes. Der kleine Ort ist ein rein touristischer und notwendige Station für fast alle Machu Picchu Reisenden. Wer nicht die günstigste Variante per Collectivo-Kleinbus und zu Fuß in ca 2 Tagen bewältigen will, oder einen noch längeren Trekking-Anmarsch machen möchte, wird hier umsteigen bzw nächtigen müssen. Kleines Gepäck ist für alle notwendig, die zu den ersten gehören wollen, die eintauchen möchten in die antike Ruinenstadt. Man kann per zu bezahlendem Bus ab ca 7 Uhr die knapp 700 Höhenmeter bewältigen, oder, alternativ zu Fuß hochgehen. Wer auf den atemberaubenden Huayna Picchu gehen mag – und nicht auf die mitunter bestechlichen Wärter angewiesen sein möchte, muss definitiv zu Fuß hochgehen, denn es gilt: Wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Die Plätze sind auf 200 Personen beschränkt, also lieber die Beine in die Hände genommen, das Stativ in der Unterkunft und losrennen – auf über 2000m Seehöhe durchaus eine schweisstreibende Angelegenheit.
Natürlich könnte man auch direkt am Eingang im Hotel nächtigen – wer sich dieses für peruanische Verhältnisse immens überteuerte Vergnügen gönnen möchte, muss aber dennoch gegen 6 Uhr an der Kasse Schlange stehen.
Vor Ort: Wer schnell genug war, gehört zu den ersten, die frühmorgens noch vor Sonnenaufgang die magische Stätte ohne Touristenmasse zu Gesicht bekommen – später am Tag drücken sich hier Tausende durch die engen Gassen und stehlen dem Ort fast ein bisschen seines Zaubers.
Machu Picchu Panorama: Das perfekte Foto?
Dies hier sind garantiert keine perfekten Fotos. Wer früh kommt, mahlt zuerst, muss aber das Stativ wohl besser zuhause lassen und sollte am Eingang auch nicht allzu viel Zeit vergeuden. Die eigene Schnelligkeit wird hier mit wenigen Menschen auf den Bildern belohnt – da ist ein perfektes Bild eher zweitrangig.
Technisches
Kameradaten 1. Bild: Iso 400, 21mm, f3,5, 1/160 Sek
Aufgrund der qualitativ mittelprächtigen Kamera war es hier nicht möglich über ISO 400 zu gehen, F3,5 war ebenso das Limit. Ein bisschen hätte man mit ruhiger Hand noch die Verschlusszeit auf etwa 1/50 verlangsamen können zugunsten eines niedrigern Iso-Wertes oder etwas mehr Tiefenschärfe. Sinnvoller währe hier aufgrund der Kamera ein niedrigerer Iso-Wert gewesen. Hätte, hätte, Fahrradkette – das Problem bei diesem Bild ist eher der hohe Kontrastumfang. Ein ND-Verlaufsfilter wäre sicherlich hilfreich gewesen, hätte allerdings im Rucksack durch halb Südamerika geschleppt werden müssen. Ein etwas ausgebrannter Himmel ist die Folge, will man in den dunklen Bereichen noch etwas Zeichnung mit wenig Rauschen. Aufgrund des Gewichts wurde ebenso auf ein Stativ verzichtet – so musste auch das Panorama aus der Hand aufgenommen werden. Ca. 5 Bilder wurden hochkant in Reihe bei ca 25-30% Überlappung aneinandergesetzt. Hierzu fokussiert man zunächst den wichtigen Bereich, schaltet auf manuellen Fokus um, damit dieser fix bleibt und geht vor dem Fotografieren die Bewegung und den gewünschten Bildausschnitt einmal ohne auszulösen durch.
Bildaufbau und Komposition
Sicherlich kein idealer Bildaufbau, aufgrund der Uhrzeit – in aller Herrgottsfrühe auf viel zu hoch über dem Meeresspiegel, 700 Höhenmeter gerade bergauf gerannt – wollen wir das mal nicht zu eng sehen. Linkerhand fehlt ein bisschen der Ruinenstadt – hier wäre ansonsten allerdings auch eine größere Menschenmasse gut sichtbar gewesen, dies konnte mit dem Ausschnitt umgangen werden. Als rechter Rand bot sich der Tiefblick auf den Fluss Urubamba an – um der atemberaubenden Lage gerecht zu werden. Außerdem ist der Hügel „Phutuq K’usi“ im rechten Bildteil formschön, spitz und insgesamt außergewöhnlich in seiner Form. Der Himmel wurde schon im Hochkant-Modus auf etwa 1/3 der Gesamthöhe gelegt – die klassische Drittelregel um den Himmel nicht zu vernachlässigen, aber den Fokus auf die Landschaft zu legen. Huyana Picchu und Phutuq K’usi bilden als die markantesten Erhebungen über den Tiefen des Flusses ein grobes Gleichgewicht.
Zweites Bild: Machu Picchu Panorama zur Mittagszeit
Der deutlichste Unterschied im ähnlichen Panorama Bild zur Mittagszeit zeigt schon deutlich mehr Menschen, allerdings verteilen sich diese relativ gut und die größten Massen – die, die mit dem Zug als Tagesausflug ankommen, sind noch nicht eingetroffen. Der Standort für das Panorama konnte so etwas weiter westlich gewählt werden, sodass die Ruinenstadt eher im Zentrum des Bildes steht. Nachteilig an diesem Standort ist, dass damit der Tiefblick zum Urubamba geländebedingt wenig imposant ausfällt und sowohl Huayna Picchu als auch Phutuq K’usi nicht in ihrer vollen Pracht glänzen können. Ebenso ist das Licht zur Mittagszeit eher suboptimal – da man allerdings wohl nur einmal im Leben vor Ort ist, muss/kann man das auch hinnehmen. Die Szene ist im Kasten, wenn auch nicht perfekt, dennoch ausreichend um die schöne Erinnerung an diesen einzigartigen Platz festzuhalten. Mit einem solchen Bild gewinnt man sicherlich keinen Platz in einer Kusntgallerie, für den Hausflur reicht die Ausbeute dennoch gut, um sich kurz wegzuträumen.
Bildbearbeitung
Da alle Bilder manuell mit den gleichen Einstellungen aufgenommen wurden, werden diese im ersten Schritt im Pulk in Lightroom bearbeitet, Farben, Kontraste, Dynamik und Helligkeit leicht angepasst. Im zweiten Schritt werden die ausgegebenen Dateien als jpeg oder Tiff/dng in einem Panoramaprogramm zusammengefügt. Photoshop kann dies, Lightroom CC auch, oder man verwendet ein spezielles Programm wie PTGui. Im dritten Schritt wird das fast fertige Panorama noch leicht begradigt, beschnitten und in unserem Fall zusätzlich verkleinert und das Logo platziert.
Ähnliche Bilder erstellen wir bei unseren Bergfotografie Workshop Experiences – vorerst nicht in Peru, dafür in den wunderschönen Alpen.
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